Dry Needling

Dry Needling (trockenes Nadeln) ist eine sehr wirksame Form der Triggerpunkt-Therapie. Mit Dry Needling werden myofasziale Triggerpunkte und Faszien behandelt. Dabei sticht der Therapeut mit einer sterilen Akupunktur-Nadel in den Triggerpunkt. Der Nadelstich regt die Sauerstoffversorgung der verspannten Muskelfasern und der Faszien an, senkt die Entzündungsreaktion, verbessert die Durchblutung und löst so die Verspannung dauerhaft und nachhaltig. Der Einstich in den Triggerpunkt erzeugt eine kurze, lokale Zuckungsreaktion im Hartspannstrang, die von vielen Patienten jedoch als angenehmer „Wohlschmerz“ und lösend empfunden wird.

Dry Needling ist keine klassische Akupunktur!

Beim Dry Needling werden zwar dünne Einwegakupunkturnadeln eingesetzt, jedoch sind diese beiden Therapieformen darüber hinaus nicht zu vergleichen. Beim Dry Needling wird ausschließlich in individuell entstandene, vorab diagnostizierte Triggerpunkte im Muskel gestochen, um eine Verspannung zu lösen.

Das Dry Needling entstand aus klinischen Beobachtungen von Triggerpunkt-Injektions-Studien. Im Verlauf der Versuche stellten Forscher fest, dass nicht das Injektat für den Erfolg der Triggerpunkt-Therapie verantwortlich ist, sondern dass der präzise Stich selbst wirksam ist. Karel Lewit (1916-2014), ein tschechischer Arzt, publizierte 1979 im renommierten Journal "Pain" den Artikel "The Needle Effect in the Relief of Myofascial Pain". Aus diesen Beobachtungen und aus Arbeiten von Dr. P. Baldry und Dr. C. Gunn in den achtziger Jahren entstand der Begriff des Dry Needlings. In den frühen neunziger Jahren verbanden Christian Gröbli und Ricky Weissmann das Dry Needling mit den Erkenntnissen der Triggerpunkt-Therapie von Simons und Travell und entwickelten ein systematisches Triggerpunkt Dry Needling Konzept. Seitdem wird die Methode kontinuierlich weiterentwickelt und von der DGSA (David G. Simons Academy) unterrichtet.

Heutzutage wird Dry Needling von Zehntausenden Therapeuten weltweit als nicht medikamentöse Schmerztherapie eingesetzt.

Formen des Dry Needlings

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen 2 Formen:

  • intramuskuläre Stimulation (IMS)
  • superfizielles Dry Needling (SDN)

Bei der IMS wird mit der Nadel direkt in den Triggerpunkt oder den Hartspannstrang gestochen. Dies löst eine lokale Zuckungsreaktion des Hartspannstranges aus. Die Zuckungsreaktion wird von vielen Patienten als lösend empfunden. Sie ist nicht nur das Zeichen für den Behandler, den Triggerpunkt getroffen zu haben, sondern hat auch therapeutischen Wert: durch die Zuckungsreaktion werden vermutlich Verklebungen der Faszienstrukturen gelöst und die Entzündungsreaktion rund um den Triggerpunkt gesenkt.

Beim SDN wird die Nadel lediglich circa 3–4 mm schräg über dem Triggerpunkt bzw. dem Schmerzpunkt in der Haut platziert. Dies löst verschiedene reflektorische schmerzlindernde Mechanismen über das Rückenmark und das Gehirn aus.

Sicherheit und Hygiene beim Dry Needling

Das Dry Needling ist eine sichere Therapiemethode. Voraussetzungen dafür sind natürlich eine gründliche Schulung und sehr gute dreidimensionale Anatomie- und Palpationskenntnisse. Der Therapeut muss immer wissen, in welcher Struktur sich die Nadelspitze befindet. Ist das gegeben und folgt der Therapeut den empfohlenen Sicherheitsrichtlinien und Kontraindikationen sowie dem Grundsatz „im Zweifelsfall nicht nadeln“, sind ernsthafte Komplikationen praktisch ausgeschlossen.

Das Dry Needling muss unter strengen hygienischen Bedingungen angewendet werden. Es werden ausschließlich sterile Einwegnadeln und ein spezielles Desinfektionsmittel verwendet. Vor jeder einzelnen Nadelung muss der Therapeut die möglichen, für jeden Patienten individuellen Kontraindikationen prüfen sowie die anatomischen Landmarken identifizieren und sich den möglichen lokalen Gefahrenzonen bewusst werden.

Jens Angermann

Heilpraktiker